Gehirntraining für Langlebigkeit – Neuroplastizität

von Health, Longevity, Mindset

Teilst du die landläufige Meinung, dass die geistige Leistungsfähigkeit im Alter nachlässt? Glaubst du, dass es normal ist, dass du dir Namen oder Ereignisse nicht behalten kannst? Dass du im Alter nichts mehr lernen kannst – keine neue Sprache, kein Instrument oder dich gar mit künstlicher Intelligenz befassen kannst? Wobei Alter für viele schon mit Mitte 50 anfängt.

Manche sagen dann achselzuckend: „Das ist eben so, einem alten Gaul bringst du nicht mehr das Springen bei.“

Aber was, wenn unser Gehirn viel mehr kann, als wir so allgemein von ihm erwarten?

Unser Gehirn ist kein starres Gebilde. Keine Schaltzentrale, deren Funktionen mit den Jahren immer schwächer werden. Sondern ein faszinierendes, anpassungsfähiges Organ, das sich immer wieder neu erfinden kann – ein Leben lang.

Was, wenn es Wege gibt, die Langlebigkeit deines Gehirns selbst aktiv zu beeinflussen – und zwar permanent? Stichwort: Neuroplastizität und Gehirntraining.

Wie funktioniert Gehirntraining?

Neuroplastizität beschreibt die Fähigkeit unseres Gehirns, sich an neue Herausforderungen anzupassen, Zellen zu vernetzen, sich umzustrukturieren und Datenautobahnen neu zu bauen.

Einfach gesagt: Sobald du etwas Neues lernst oder dich auf ungewohnte Weise geistig forderst, formst du buchstäblich die Architektur deines Gehirns um. Das passiert nicht nur im Kindesalter, sondern dein Leben lang.

Früher dachte man, unser Gehirn spiele seine volle Leistung in der Jugend aus und baue danach immer weiter ab. Heute weiß die Wissenschaft: Gehirnzellen (Neuronen) können sich neu vernetzen, Ersatzschaltkreise bilden und verlorene Funktionen kompensieren. Sogar in hohem Alter. Der entscheidende Schlüssel dafür sind gezieltes Gehirntraining.

Warum altert das Gehirn – und wie wirkt Gehirntraining dagegen?

Ab dem mittleren Erwachsenenalter beobachtet man bei den meisten Menschen nach und nach eine gewisse Verlangsamung: Wörter fallen nicht mehr so leicht ein, die Lernkurve wird flacher. Verantwortlich dafür sind nicht nur biologische Faktoren wie oxidativer Stress, ein Rückgang bestimmter Neurotransmitter oder Entzündungsprozesse, sondern auch ein Mangel an neuem Input.

Wenn du jahrelang nichts anderes machst, als Akten zu beschriften und einzusortieren, hast du darin zwar eine gewisse Übung, ja sogar Perfektion erreicht, aber wehe, du wirst in eine andere Abteilung versetzt. Dann nutzt dir diese jahrelange Routine nicht viel.

Eine Metapher kann das verdeutlichen: Stell dir dein Gehirn wie eine Stadt mit unzähligen Straßen vor. Werden manche Straßen selten befahren oder ganz gesperrt, wachsen sie zu, Straßenlaternen gehen kaputt, und irgendwann weiß keiner mehr, wie man dort hinkommt oder ob es sie überhaupt noch gibt.

Regelmäßige Herausforderungen und neue Erfahrungen – das ist Gehirntraining, das alles am Laufen hält. Genau darin liegt die Magie der Neuroplastizität: Neue Wege werden gebahnt, bestehende Verbindungen gestärkt, Verlorenes repariert.

Untersuchungen zeigen: Wer seine grauen Zellen immer wieder fordert, kann typische Abbauprozesse deutlich verlangsamen oder sogar umkehren.

Was sagt die Forschung zum Thema Gehirntraining und Langlebigkeit?

Die letzten Jahre haben einen wahren Boom an Studien rund ums Thema Gehirnjogging, mentales Training und „Cognitive Longevity“ gebracht. Hier ein paar Highlights der Forschung:

Londoner Taxifahrer-Studie

Vielleicht hast du davon gehört. Forscher zeigten, dass das räumliche Gedächtnis von Taxifahrern, die das Londoner Straßennetz auswendig lernen müssen, im Hippocampus (dem Gehirnbereich für Gedächtnis und Orientierung) nachweisbar ausgeprägt war. Je länger die Fahrkarriere, desto stärker die Veränderungen. Das Fazit: Lebenslanges Lernen formt das Gehirn – und zwar sichtbar.

Im Alter neu Sprachen lernen

Eine spanische Langzeitstudie konnte zeigen: Senioren, die eine neue Sprache lernen, verbessern ihre neuronale Vernetzung, steigern die „dichte“ ihrer grauen Substanz und reduzieren messbar ihr Demenzrisiko.

Mentale Fitness schützt vor Demenz

Die Mayo Clinic untersuchte in einer großen Studie über 2.000 Probanden, wie sich Hobbylesen, Schreiben, kreatives Arbeiten und das Erlernen neuer Fähigkeiten auf die Gesundheit des Gehirns auswirken. Das Ergebnis: Wer sich regelmäßig mit neuen Aufgaben beschäftigt, hat ein bis zu 32 % geringeres Risiko im späteren Leben, an kognitiven Einschränkungen wie Demenz zu erkranken.

Sogar Meditation wirkt wie ein Upgrade

Forschende der University of Wisconsin fanden heraus: Regelmäßige Achtsamkeitsmeditation sorgt dafür, dass bestimmte Nervenzellen wachsen und die Dichte im Gehirnstoffwechsel zunimmt. Schon nach 8 Wochen waren die Veränderungen messbar.

Wie kann ich mein Gehirn am besten trainieren?

Wie funktioniert Gehirntraining nun in der Praxis? Es geht jedoch nicht darum, täglich Kreuzworträtsel zu lösen (obwohl auch das hilft). Entscheidend ist die Regelmäßigkeit und die Vielfalt der Herausforderungen. Dein Gehirn will gefordert – und manchmal auch überfordert – werden.

Will heißen: Je mehr du dich mit unterschiedlichen neuen Themen befasst, desto mehr neue Nervenzellen und deren Verbindungen entstehen.

Hier die wichtigsten Prinzipien:

Neues wagen

Ungewohnte Lernprozesse sind der Schlüssel. Fremde Sprache, ein Instrument, ein komplexes Strategiespiel – alles, was dich aus der Komfortzone schubst, bringt’s.

Wir zum Beispiel haben uns innerhalb von 5 Jahren in zwei neue Länder und Kulturen eingelebt. Einfach, weil wir es wollten. Unserer geistigen Fähigkeit hat das nur gut getan, an den Herausforderungen ist unser Gehirn gewachsen. Die Fähigkeit, neue Schaltkreise zu bilden wurde und wird ständig trainiert.

Kombi aus Kopf und Körper

Wer Bewegung und geistige Aktivität kombiniert – etwa beim Tanzen, Ballsport, Yoga mit neuen Abfolgen – aktiviert besonders viele Hirnbereiche gleichzeitig.

Deshalb wechsle ich bei meinen Sporteinheiten täglich ab. Mal Walken, mal Schwimmen, mal Bodyweight und dann wieder Yoga.

Soziale Interaktion

Ganz besonders wirken tiefgehende Gespräche. Diskussionen, gemeinsames Problemlösen, Pläne schmieden oder Businessideen generieren regen Verbindungen im Gehirn an, die Einzelaktivitäten nicht schaffen.

Mentale Pausen

Schlaf, gezielte Entspannungsübungen, Meditation – während der Regeneration werden neue Nervenverbindungen gestärkt.

Warum guter Schlaf eine der wichtigsten Ressourcen für Langlebigkeit ist, habe ich hier beschrieben.

Alltag modernisieren

Kleiner Trick: Geh andere Wege, iss mal mit links, oder versuch beim Zähneputzen rückwärts das Alphabet aufzusagen. So klein, so wirksam.

Fünf praktische Übungen, die dein Gehirn wirklich jung halten

Jetzt wird’s konkret. Hier findest du fünf leicht umsetzbare, wissenschaftlich belegte Übungen für mehr mentale Frische:

1. Das „Fremdsprachen-Experiment“

Schnapp dir wenigstens 10 Minuten täglich eine App wie Duolingo oder Babbel oder lerne mit Zetteln neue Vokabeln. Nach spätestens drei Monaten berichten viele über ein verbessertes Erinnerungsvermögen – und Studien belegen tatsächliche neuronale Umbauten.

2. Instrument lernen oder Musik machen

Du bist musikalisch nie über die Blockflöte hinausgekommen? Umso besser. Ein neues Instrument fordert Hand-Auge-Koordination, Feingefühl und schnelles Denken. Untersuchungen zeigen, dass selbst Erwachsene im Rentenalter durch Klavier- oder Gitarrenunterricht nachweisbar neue Nervenverbindungen aufbauen.

3. Kombi-Training: Bewegung + Koordination + Denksport

Probiere Yoga-Flows, in denen du abwechselnd mit rechter Hand linkes Knie berührst und gleichzeitig Silben rückwärts sprichst. Klingt albern? Fördert nachweislich die Zusammenarbeit der beiden Hirnhälften.

4. Social Brainpower

Verabrede dich zum Diskussionsabend oder zu kreativen Team-Aktivitäten wie Improvisationstheater, Quizrunden oder gemeinsamem Problemlösen. Neue Studien zeigen, dass soziale Aktivitäten besonders vor Alzheimer schützen.

5. Meditation und Achtsamkeit

Setze dir bewusst Pausen am Tag, etwa mit 10 Minuten geführter Meditation (App: z.B. Headspace, Calm). Schon nach ein paar Wochen verbessert sich nachweisbar die Gedächtnisleistung und die Stressresistenz.

Fazit: Gehirntraining wirkt dem geistigen Altern entgegen

Vergiss die Vorstellung, dass dein Geist passiv altert. Die Forschung zu Neuroplastizität zeigt: Dein Gehirn ist ein Leben lang formbar wie Knete. Ob du jung im Kopf bleibst oder im Alter geistig abbaust – das entscheidest du selbst, mit dem Lifestyle, den du lebst.

Wir zum Beispiel beschäftigen uns zurzeit intensiv mit dem Thema KI und stehen vor mancher Herausforderung. Aber uns macht es Spaß, sich neues Wissen und Fähigkeiten anzueignen, mit völlig neuen Fachbegriffen konfrontiert zu werden und damit unser Gehirn zu fordern.

Bleib neugierig, such gezielt geistige Herausforderungen, öffne dich für Neues und gestalte so aktiv deine kognitive Zukunft. Denk daran: Es ist nie zu spät, den Schalter umzulegen und dein Gehrintraining zu starten.

Lust bekommen, deine mentale Fitness auf ein neues Level zu bringen? Dann such dir gleich heute eine der genannten Übungen aus – und beobachte, wie sich dein Denken und Fühlen verändern. Dein Gehirn wird es dir danken.

Bildnachweis: Depositphotos_162378960_XL.jpeg

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Klinische Studien und sonstige Quellenangaben

„The aging mind: neuroplasticity in response to cognitive training“ – Diese Übersichtsarbeit beschreibt, wie kognitives Training verschiedene Anpassungsvorgänge im alternden Gehirn fördert und welche Mechanismen dahinterstecken.

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3622463 

„Cognitive and Brain Plasticity Induced by Physical Exercise, Cognitive Training, Video Games, and Combined Interventions in Adults: A Meta-Analysis and Systematic Review“ – In dieser Studie wird nachgewiesen, dass kognitives Training, sportliche Betätigung und sogar das Spielen bestimmter Videospiele die Neuroplastizität gezielt fördern und zu kognitiven Verbesserungen bei älteren Erwachsenen führen können.

https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnhum.2018.00169/full

„Cognitive training and neuroplasticity in mild cognitive impairment (MCI): A systematic review“ – Diese aktuelle Übersicht untersucht speziell Trainingseffekte auf die kognitive Funktion und die Neuroplastizität bei älteren Menschen mit leichten kognitiven Störungen, zeigt aber altersübergreifend Effekte.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6720324/

Über die Autorin

Dagmar ist leidenschaftliche Content-Erstellerin und Gesundheitsexpertin bei fitfor120.

Seit über 25 Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit Themen wie gesunde Ernährung, Supplements und Fitness sowie Meditation, Qi Gong und Yoga. Und seit einigen Jahren verstärkt mit dem Thema Langlebigkeit und Anti-Aging.

Während ihrer 10-jährigen Tätigkeit in der Pharmaindustrie erkannte sie, dass dort Profit oft vor echte Gesundheitsvorsorge gestellt wird. Diese Erkenntnis motivierte sie, gemeinsam mit ihrem Ehemann Bruno das Portal fitfor120 zu gründen.

Ihr Ziel: Menschen dabei unterstützen, Gesundheit, Fitness, Vitalität und Attraktivität bis ins hohe Alter zu bewahren. Mit ihren fundierten Artikeln bringt sie komplexe Gesundheitsthemen verständlich auf den Punkt und teilt wertvolle Lifestyle-Hacks, die auf eigenen Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

Dagmar lebt auf einer Insel im Mittelmeer selbst den fitfor120-Lifestyle und ist der lebende Beweis dafür, dass Vitalität keine Frage des Alters ist.

 

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